Familie Rodig hatte eingeladen und wir haben diese Einladung dankend angenommen. Im Jubiläumsjahr sind wir interessiert an Gesprächen mit Einwohnern unseres Dorfes, um die Vielfalt von Eindrücken, Erlebnissen und Bildern festzuhalten. Den ersten, äußerst romantischen Eindruck, bekam ich von einem Ölgemälde. Das Gemälde, geschaffen von einer Künstlerin aus dem Familienkreis, zeigt die Mühle in romantischer, realistischer Art. Der Eindruck ist überwältigend. Das Motiv führt uns in die Zeit der tätigen Schneidemühle unterhalb des Teichdammes. Bretter, Radstube und Teichüberlauf sind sichtbar. Und der Hinweis auf die noch zu bewältigende Landwirtschaft ist das Schaf im Vordergrund.
Wenn man das Dorf Richtung Lauterbach verlässt und in den Mühlenhof schaut, haftet der Blick an der hervorspringenden Hauswand, die ein Wandbild schmückt. Das Wandbild vereint Geschichte und Familie Rodig. Seit 1853 befindet sich die Dammmühle im Familienbesitz. Die Generationen durchlebten schöne, aber auch bedrückende Jahre. Rodigs Familienalben erzählten uns Geschichten von vier Generationen. Spannend waren die Erlebnisse und Anekdoten von Herrn Rodig.
In der Mühle gab es viel zu tun. Aber hinzu kamen einige Hektar Acker und Wald. Also noch mehr Arbeit. Dann kamen die Jahre nach dem 2. Weltkrieg! Nach dem Inferno Dresdens nahm die Familie Verwandte auf und half ihr die schweren Jahre zu überstehen. Fotos aus dieser Zeit machten die Runde. Ein Bild zeigte eine mächtige Eiche, im Hintergrund die Mühle und auf der Straße zwei Frauen: Städter auf Nahrungssuche! Die Eiche gibt es nicht mehr. Sie stürzte in den Teich, nachdem bei Straßenbauarbeiten die Wurzeln gekappt worden waren. Eine quälende Periode waren die Werbungen für die LPG Ende der 50ziger Jahre. Herr Rodig erzählt:“ Hatte man die Werbungsgespräche beendet und war froh, dass diese Leute gingen, drehten sie sich um und sagten: Wir kommen wieder!“ Er zeigte auf die Bilder:“ Hier haben wir Eis gebrochen! Wenn das Eis dick genug war, wurde das Eis gebrochen und wir lieferten es an die Molkerei. Und hier wurde abgefischt. Durch die Fischereigenossenschaft bekamen wir ein Soll. Der Besatz wurde geprüft und das Abfischen kontrolliert. Die mit abgefischt hatten, bekamen alle was.“ Und dann konnte Herr Rodig noch eine kleine Anekdote zum Besten geben:“ Edwin Nacke hatte im Keller seines Geschäftes (jetzt Jugendclub) eine eigene Schlachterei. Der selbstgemachten Wurst sagten die Bühlauer einen eigenen Geschmack nach und schmiedeten daraus einen Vers:
Die Nacke Wurst ist ein Gedicht
und wer sie kennt, der isst sie nicht
Wir lachten und die Zeit der Plauderei war zu Ende. Es war bereits Mittagszeit!
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