Zwei dänische Nachkommen der Oberlausitzer Familie Rätze haben Sachsen besucht. Hier erzählen sie von einer Reise, die sie beide in die Vergangenheit – bis ins Jahr 1575 – zurückversetzte und gleichzeitig herzerwärmende Begegnungen bot.
Text und Foto:
Claus Sørensen
Ich wusste, dass meine Urgroßmutter aus Sachsen stammte. Aus der Oberlausitz.
Ich wusste, dass sie 1873 in Uebigau bei Neschwitz geboren wurde, sich in der Neschwitzer Kirche taufen ließ, 1887 in Rammenau konfirmierte und 1893 in Rammenau heiratete.
Ich wusste auch, dass sie 10 Kinder zur Welt brachte, bevor sie und ihre Familie 1903 nach Dänemark auswanderten. Zu diesem Zeitpunkt waren fünf der Kinder bereits gestorben.
Unter den fünf Kindern, die nach Dänemark gingen, war meine Großmutter mütterlicherseits, die 1895 in Mickten geboren und in Kaditz getauft wurde.
Aber weiteres wußte ich nicht, nichts mehr über die Zeit in Sachsen, nichts weiteres über die Abstammung meiner Urgroßmutter.
Meine Urgroßmutter hieß Helene Auguste Berghausen, geborene Reck.
Ich hatte 1855 die Konfirmationsurkunde ihrer Mutter von der Kirche in Uhyst am Taucher, die in diesem Jahr zum Schlüssel für eine Reise auf den Spuren der Familie wurde.
Besuch von 14 Orten
Es war gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit – und eine Reise in das Land der Lebenden.
Ich habe die Reise mit der Cousine meiner Mutter, Kirsten Marie Berghausen, unternommen. Wir teilen das Interesse daran, so viel wie möglich über unsere Abstammung zu erfahren.
Die Tour führte uns nach Neschwitz, Uebigau, Rammenau, Bautzen, Uhyst am Taucher, Taschendorf, Pohla, Bühlau bei Großharthau, Mickten, Kaditz, Demitz, Schmölln, Göda und Spittwitz.
Wir werden diese Reise nie vergessen. Es wurde zu einem Treffen mit der Vergangenheit und der Gegenwart und bot herzerwärmende Begegnungen mit Menschen, die das Beste für uns wollten. Ein tolles Erlebnis in einer wunderschönen Landschaft und in schönen Städten und Dörfern.
Dass die Reise überhaupt zustande kam, ist vor allem dem Pfarrer Marko Mitzscherling in Uhyst am Taucher und Beatrix Beyer in Bühlau zu verdanken.
Von Taschendorf
Mein Urgroßvater, Hermann Christian Berghausen – er stammte aus Lippe-Detmold – war von etwa 1898 bis zur Auswanderung der Familie nach Dänemark 1903 Ziegelmeister in Bühlau .
Dass ein Großteil der Abstammung meiner Urgroßmutter seit Generationen in Taschendorf bei Uhyst, unweit von Bühlau, gelebt hatte, erfuhren wir erst, als ich im vergangenen Frühjahr die Konfirmationsurkunde meiner Ururgroßmutter an Pfarrer Mitzscherling schickte.
Er schickte mir am nächsten Tag eine E-Mail mit einigen Fotos aus dem Uhyst-Kirchenbuch – und das führte zu einem Durchbruch in unserer Genealogie. Bisher hatte ich alles versucht, um die Abstammung meiner Urgroßmutter zu finden, aber ohne Erfolg.
Hier war der Schlüssel
Hier war der Schlüssel zur weiteren Recherche in einer Reihe von Quellen, und seitdem habe ich Informationen gefunden, die uns bis zum ältesten bekannten Vorfahren meiner Urgroßmutter – und damit unserer – geführt haben: Simon Rätze.
Er war mein Ur-9-Großvater. Geboren um 1675 in Ungarn, wohnhaft in Demitz, heiratete um 1600 in der Kirche von Göda und starb um 1623. Er war Bauer und Erbrichter und hatte mindestens fünf Kinder, von denen ich die Namen der drei habe, darunter mein Ur-8-Großvater Mathheus Rätze.
Eine Vielzahl von Rätze’r folgte. Einer von ihnen war Johann Rätze, der Priester in Pohla war und ein Bruder meines Ur-7-Großvaters Mathhaus Rätze war.
Mehrere Generationen lang waren die Nachkommen von Simon Rätze Erbrichter in Demitz, und wir sahen Grabsteine auf dem Friedhof in Schmölln von mehreren von ihnen.
Müllerfamilie Rätze
Bei meinen Recherchen kurz vor der Reise fiel mein Blick auf die Müllerfamilie Rätze, die seit neun Generationen seit 1772 eine Mühle besitzt. Die Rätze-Mühle wurde 1772 von Johannes Rätze als Klostermühle in Panschwitz-Kuckau gegründet. Ich frage mich, ob sie auch Nachkommen von Simon Rätze sind?
Wir schauten in die Rätze-Mühle in Spittwitz, um uns nach einem Besuch der Kirche in Göda zu begrüßen, wo wir oben im Turm waren und die Kirchenglocke sahen, die 1600 läutete, als Simon Rätze verheiratet war.
An der Mühle empfingen uns der junge vielbeschäftigte Mühlenleiter Sebastian Unger und sein Großvater Arendt Unger herzlich. Erzählte, zeigte herum und bot Kaffee an. Arendt Ungers mit großem Eifer und Wärme erzählte Bericht über ein langes und geschäftiges Leben machte einen großen Eindruck.
Sind wir verwandt? Wahrscheinlich. Zu diesem Thema muss mehr Forschung betrieben werden.
Große Höflichkeit
In Bühlau – dem Dorf, von dem aus meine Urgroßeltern nach Dänemark reisten – begrüßten uns Beatrix Beyer und der Heimatforscher Dietmar Rentsch und seine Frau herzlich in der Kirche, zeigten sie uns und das schöne Museum des Dorfes, nahmen uns mit auf einen Stadtspaziergang und zeigten, wo sich die Ziegelei und das Haus des Ziegelmeisters befanden, bis die Ziegelei schloss, weil der Lehm ausging. Während der Bühlauer Jahre hatten meine Urgrosseltern drei Kinder. Sie ließen sich in der Kirche taufen und zwei von dort aus begraben.
Die Freundlichkeit, die wir in Bühlau – und überall – trafen, wärmte sich auf. Was für ein Wohlwollen. Was für eine Gastfreundschaft. Wir sind überwältigt.
Auch über den Willen, mein gebrochenes Deutsch zu verstehen. Ich verstehe viel Deutsch, spreche es aber nicht sehr gut. Danke für den guten Willen zu verstehen, was ich meinte!
Brennpunkt
Pfarrer Marko Mitzscherling trafen wir bei einer Abendandacht in der prächtigen Kirche in Uhyst am Taucher, die seit Generationen der kirchliche Mittelpunkt unserer Familie aus Taschendorf ist. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet, dass er die Familie aus der Zeit vor meiner Urgroßmutter verfolgt hat und nun ihren Spuren bis ins Jahr 1575 in der Oberlausitz folgen kann.
In Rammenau eröffnete Pfarrer Tobias Schwarzenberg, als wir das Pfarrhaus anriefen. Er schaute in den Kirchenbüchern in der Stadt nach, in der meine Urgroßmutter seit dem Alter von vier Jahren aufwuchs, ging zur Schule, wurde konfirmiert und verheiratet, und er zeigte uns die Kirche und erzählte es uns.
Von Herzen danke
Lassen Sie mich mit ein paar Worten über den allerersten Stopp in Sachsen auf unserer Reise auf dem Weg ins schöne Bautzen schließen, wo wir sechs Tage übernachtet haben.
Es war in Neschwitz. Ein Busunternehmen einer lutherischen Gemeinde in Görlitz war zu Besuch und versammelte sich auf dem Platz vor dem Dorfmuseum, als wir zu Fuß kamen, ein wenig verärgert, dass die Kirche geschlossen war.
Die Leiterin der Tour, Margrit Kempgen, winkte uns herüber – dachte in der Eile, dass wir Teil ihrer Firma waren. So waren wir. »Willst du nicht hierher und danach in die Kirche kommen? Und auf eine Tasse Kaffee im Kirchenbüro?«. Ja, danke.
Was für ein Willkommen in Sachsen. Wieder herzerwärmend.
Und dann folgten weitere: Ein Termin mit Frau Schneider im Kirchenbüro, um in wenigen Tagen wieder zu kommen und in Kirchenbücher zu schauen – während der normalen Geschäftszeiten. Von Herzen danke.
Wir sind jetzt wieder zu Hause in Dänemark. Mit Sachsen in unseren Genen – und jetzt auch in unseren Herzen.
Fakta
- In Dänemark gebar Helene Auguste Berghausen sechs weitere Kinder. Sie starb 1956.
- Wir beide, die in der Linie gereist sind: Kirsten Marie Berghausen, Krankenschwester. Claus Sørensen, Journalist.
- Wenn jemand mehr über unsere Familie beitragen kann, würden wir sehr sehr gerne hören.
E-Mail-Adresse:
Beschriftungen:
- Nicht zuletzt die Kirche in Uhyst am Taucher ist seit mehreren Generationen ein kirchlicher Mittelpunkt der Familie.
- Kirsten Marie Berghausen und Claus Sørensen in einem entspannten Moment in der Bautzener Senfstube.
- Kirsten Marie Berghausen zusammen mit Arndt Unger beim Besuch der Rätze-Mühle in Spittwitz.
- Natürlich mussten die dänischen Gäste auch einen Ausflug in die Rätzestraße in Demitz machen.
- In der Bühlauer Kirche ließen sich drei Kinder von Helene Auguste Berghausen taufen – und von hier aus wurden zwei von ihnen begraben. Hier sieht man in der Kirche Claus Sørensen zusammen mit Beatrix Beyer und Dietmar Rentsch mit Frau.
- Hier an der alten Landstraße am Ortsrand von Bühlau – an den großen Bäumen – befand sich die Ziegelei, Claus Sørensens Urgroßvater war Ziegelmeister.
- Kirsten Marie Berghausen mit Beatrix Beyer und ihrer Mutter und ihrem Bruder.
- Einer der vielen hilfsbereiten, gastfreundlichen und gastfreundlichen Menschen, die wir auf der Reise trafen, der Pfarrer Tobias Schwarzenberg in Rammenau, hier mit einem Kirchenbuch von 1893, als meine Urgroßeltern in der Kirche heirateten.
En interessant historie. Kan godt forstå at du var glad for den baggrundsviden du fik på denne tur, Claus.